Fahrlehrerversicherung VaG: 60 Jahre Assekuranz nach Maß
Artikel aus Newsletter Ausgabe 11, April 2012
Im Januar dieses Jahres blickte die in Stuttgart ansässige Fahrlehrerversicherung VaG auf ihr 60-jähriges Bestehen zurück. Anfang der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts zählte man im Bundesgebiet und Westberlin etwa 4000 behördlich zugelassene Fahrschulen. Für diese Nische, so glaubten die Gründer, lohne es sich, ein dem genossenschaftlichen Gedanken verpflichtetes, ausschließlich dem Berufsstand zugängliches Versicherungsunternehmen ins Leben zu rufen.
Treibende Kraft war zunächst der Stuttgarter Fahrschulinhaber und Verbandsvorsitzende Hermann Horlacher, dem sich bald der Ulmer Kollege Karl Rederer zugesellte. Beide hatten zwei Jahre zuvor den Verband der Kraftfahrlehrer Württemberg-Baden-Hohenzollern e.V. (heute Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V.) initiiert und erfolgreich aus der Taufe gehoben. Ihr Credo: Wir Fahrlehrer stellen ein weit besseres Risiko dar als die Allgemeinheit der Autofahrer. Wenn wir in der Kraftfahrtversicherung unter uns bleiben, können wir unseren Mitgliedern erheblich günstigere Konditionen und Prämien bieten als die Kompositversicherer. Mit dieser Botschaft, die einleuchtend gewesen sein muss, reisten Horlacher und Rederer durch die Republik und gewannen von Kiel bis Lörrach 48 weitere Mitstreiter. Für sie galt es nun, dem Bundesaufsichtsamt für Versicherungswesen 1,1 Millionen D-Mark in bar oder in Form von Bürgschaften als sogenannten Gründungsstock nachzuweisen. Diese Summe mag uns aus heutiger Sicht, da wir uns an das öffentliche Jonglieren mit Milliarden und Abermilliarden gewöhnt haben, wie ein Klacks, wie Peanuts erscheinen. 1951, nur sechs Jahre nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges und nur drei Jahre nach dem schärfsten Währungsschnitt der deutschen Geschichte, war das für die „kleinen Leute“, die die Gründer nun einmal waren, immenses Geld. Einen Rettungsschirm gab es nicht, die Geldgeber und Bürgen fuhren auf volles Risiko. Als der Gründungsstock schließlich stand und auch andere bürokratische Hindernisse überwunden waren, kam es am 27. Januar 1952 zur Gründung des Versicherungsvereins der Kraftfahrlehrer aG mit Sitz in Stuttgart.
Gewagtes Projekt
Wie wir aus alten Protokollen erfahren, wurde das Projekt von einigen einflussreichen Zeitgenossen als äußerst gewagt, wenn nicht gar aussichtslos betrachtet. Dessen ungeachtet fand das Wagnis in den Landesverbänden der Fahrlehrer von Anfang an entscheidende Unterstützung. Ihre Vorsitzenden, ihre Bezirks- und Kreisobleute trugen die Idee des berufseigenen Versicherungsvereins in die Versammlungen und agierten vielfach als überzeugende Akquisiteure. Schon bald war die magische Zahl von Tausend Mitgliedern und somit auch eine hohe Wahrscheinlichkeit dauerhaften Bestandes erreicht. In den folgenden Jahren ging es dank der erkennbaren Vorteile einer Mitgliedschaft bei dem bald nur noch Fahrlehrerversicherung genannten Versicherungsverein stetig aufwärts. In den 70er-Jahren wuchs das Unternehmen überproportional zur Zunahme der Fahrlehrer und Fahrschulbetriebe. Die sukzessive Erweiterung des Kreises der versicherbaren Personen und Risiken zahlte sich aus. 20 Jahre nach Gründung zählte man bereits 16.000 Versicherte, heute sind es 77.000.
Anhaltende Prosperität
Das Erfolgsrezept des Unternehmens ist nicht mit einem Satz zu erklären. An erster Stelle steht die Solidarität der Fahrlehrer zu ihrem berufsständischen Versicherungsunternehmen. Indes, wenn es um das Bestehen in einem hart umkämpften Markt geht, ist mit Idealismus allein nicht viel zu gewinnen. Richtig ist jedoch, dass die Klientel der Fahrlehrerversicherung nicht so leicht den meist kurzlebigen Schnäppchen der großen Konkurrenz aufsitzt. Die Treue der Versicherten zur Fahrlehrerversicherung nährt sich aus der Solidität des Unternehmens: Die Kunden schätzen vor allem den sorgsamen, ja sparsamen Umgang mit ihren Prämien. Hinzu kommt die im Unternehmen herrschende Sachkunde, die sich durch ein ausgeprägtes Verständnis für die besonderen Belange und Risiken der Fahrlehrer auszeichnet. Individueller Service, der namentlich auch im Schadenfall zählt, runden das Bild aufmerksamer Kundenpflege ab. Ein weiterer Pluspunkt ist die enge Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. und ihren Landesverbänden. Von dort kommen immer wieder wichtige Anregungen für maßgerechten und zeitgemäßen Versicherungsschutz der Kunden. Seit Gründung haben die Mitglieder ausschließlich erfahrene Unternehmer aus dem Berufsstand in das Aufsichtsgremium ihrer Fahrlehrerversicherung gewählt. Die kompetente, sehr schlanke Unternehmensführung, ein wacher Aufsichtsrat und die motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen den anhaltenden Erfolg, die Wirtschaftlichkeit und die Innovationskraft der Fahrlehrerversicherung aus. Innovation verlangt vor allem auch eine ständige Durchforstung und Verbesserung des Tarifwesens. Dabei legt die Fahrlehrerversicherung großen Wert auf Transparenz und Verständlichkeit ihrer Tarife und Bedingungen.
Keine Aktionäre
In den 90er-Jahren stellten Mitglieder immer wieder einmal die Rechtsform des Versicherungsvereins infrage und plädierten für die Umwandlung der Fahrlehrerversicherung in eine Aktiengesellschaft auf der Basis vinkulierter Namensaktien. Das, so die Befürworter, sollte den Versicherten auf lange Sicht die Teilhabe an der Wertsteigerung und an den Gewinnen des Unternehmens sichern. Die Geschäftsleitung der Fahrlehrerversicherung ließ deshalb Ende der 90er-Jahre durch unabhängige Experten prüfen, ob ein solcher Wandel den Versicherten und dem Unternehmen Vorteile bringen würde. Das Ergebnis war ein klares Nein, denn neben dem Verlust der Unabhängigkeit von Kapitalgebern hätten sich außergewöhnlich hohe steuerliche Belastungen ergeben. Als Äquivalent legte das Unternehmen im Jahr 2004 Genussscheine auf, die – ein weiterer Beweis des Vertrauens der Versicherten – schon kurz nach Bekanntgabe der Emission hoch überzeichnet waren.
Stärke durch konsequente Thesaurierung
Preiskämpfe sind speziell auf dem Sektor Kraftfahrtversicherung gang und gäbe. Es geht um gnadenlosen Kundenfang. Die periodischen Aktionen laufen immer nach demselben Muster: Man bietet Tiefstprämien unter zeitweiliger Inkaufnahme von Verlust an. Hat man den Kunden erst gekeilt, holt man sich das verlorene Geld und noch einiges mehr durch knackige Aufschläge zurück. Das nachgelagerte Abkassieren wird meist mit Jammern über große Verluste medienwirksam eingeläutet. Solche dubiosen Kampagnen legt die Fahrlehrerversicherung nicht auf. Aber sie leidet gelegentlich darunter, weil immer auch ein kleinerer Teil ihrer Kunden auf die Anreißer reagiert. Für einen Nischenversicherer vom Volumen der Fahrlehrerversicherung könnte es tödlich sein, beim Preispoker der Großen mitspielen zu wollen. Es war deshalb seit der Deregulierung des europäischen Versicherungsmarktes anno 1994 immer das Bestreben der Fahrlehrerversicherung, auf Dellen des Wachstums und der Kapitalerträge durch konsequente Stärkung des Eigenkapitals vorbereitet zu sein. Weil das gelungen ist, genießt die Fahrlehrerversicherung auch im 61. Jahr ihres Bestehens das volle Vertrauen ihrer Kunden.
Die Deutsche Fahrlehrer-Akademie e.V. wünscht der Fahrlehrerversicherung VaG – ihrem Kuratoriumsmitglied der ersten Stunde – sie möge weiterhin wachsen, gedeihen und dem Berufsstand der Fahrlehrer noch lange so hervorragend dienen.
Gebhard L. Heiler